Leben der "Massen"


Elendes Leben in der Stralauer Vorstadt

In den Hinterhäusern bestanden die Wohnungen aus einer Küche, einem Schlafzimmer und manchmal noch einer Kammer. Beheizbar war nur die Wohnküche, wo sich auch das Familienleben abspielte. Nur ein geringer Teil der Wohnungen war an das sanitäre System angeschlossen. Die meisten Gründerzeitbauten wurden erst in den 1920er-Jahren mit Sanitäreinrichtungen nachgerüstet. Meist teilten sich mehrere Mietparteien eine Toilette auf dem Gang oder im Treppenhaus. Die oft mangelhaften hygienischen Zustände, Kälte, Feuchtigkeit und Dunkelheit verursachten ein gesundheitsschädliches Wohnklima, das sich in den Wohnungen im Tiefparterre und Dachgeschoss noch verschärfte. Dennoch mussten die Bewohner 25 bis 30 Prozent ihres Einkommens für die Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen ausgeben. Um die Mieten finanzieren zu können, wurden die zusätzlichen Räume der beengten Wohnungen meistens wieder untervermietet oder Betten an sogenannte Schlafgänger vermietet. Einen solchen Schlafplatz teilten sich oft mehrere Leute umschichtig. Bis zu 30 Menschen lebten in einer Wohnung. Sogar auf dem Flur hausten Menschen notdürftig auf einer Matratze. In den engen Lichthöfen sammelte sich oft der Müll.

Sanitäre Anlagen beschränkten sich auf einen Wasseranschluss in der Küche, Latrinen gab es auf dem Hof, Toiletten, wenn überhaupt auf „halber Treppe“, selten in der Wohnung, viele Menschen starben an Tuberkulose.

Die Einwohnerzahl des Stadtteils Stralauer Viertel (so der amtliche Name der Stralauer Vorstadt im 19. Jahrhundert) stieg von 80.391 im Jahre 1867 bis auf den Höchststand von 302.208 im Jahre 1910.

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